Beraten. Qualifizieren. Integrieren. Fachkräftesicherung mit vhs
863.000 – Das ist die aktuell von der IHK geschätzte Zahl der Personen, die in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2035 als Arbeits- und Fachkräfte fehlen werden, wenn man die demografische Entwicklung bis dahin betrachtet. So viele Personen mehr werden in den nächsten Jahren altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, als aus den jungen Jahrgängen nachkommen werden. Konkret bedeutet das: Wenn es so käme, dann wäre im Jahr 2035 von den ca. 3,9 Mio. Arbeitsplätzen, die dann volkswirtschaftlich gebraucht würden, etwa jede vierte Stelle unbesetzt.
Man braucht nur wenig Phantasie, um sich auszumalen, wie sich das für uns alle auswirken würde. Eins, zwei, drei, vier, es würde im Prinzip heißen: Jede vierte Krankenhausstation wäre unbesetzt, jede vierte Pflegeeinrichtung hätte kein Pflegepersonal, jede vierte Kindergartengruppe wäre unbetreut, jeder vierte Handwerksbetrieb wäre verwaist, oder jeder vierte Industriearbeitsplatz bliebe unproduktiv oder wäre notgedrungen ins Ausland verlagert. Das ist zugegeben grob vereinfacht. In Wirklichkeit wären die Auswirkungen subtiler. Aber sie wären genauso wirksam, und zwar zum großen Schaden für unseren Wohlstand und für das Funktionieren unserer Gesellschaft.
Deshalb ist es nicht nur wichtig, sondern geradezu notwendig, dass wir neue, zusätzliche Fachkräfte gewinnen. Und es ist notwendig, dass wir damit nicht erst morgen, sondern heute beginnen. 863.000 markiert die Zahl an fehlenden Personen, die sich bis 2035 aufsummieren würde. Viele Fachkräfte fehlen bereits heute, der Mangel ist in vielen Bereichen schon jetzt konkret spürbar. In dieser Ausgabe wollen wir daher einmal darstellen, welche Beiträge die Volkshochschulen im Land zur Fachkräftegewinnung bereits heute leisten und wie wir diese weiter ausbauen können.
Schon allein auf Grund der großen Zahlen ist bereits rein rechnerisch klar, dass wir zusätzliche Fachkräfte brauchen werden, die aus dem Ausland zu uns kommen. Ein erster Text beleuchtet daher ausführlich, was die Volkshochschulen bereits tun und künftig weiterhin tun können, um zugewanderte Menschen als Fachkräfte schnell und nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Genauso klar wie der Bedarf an zugewanderten Fachkräften ist außerdem, dass wir genauer darauf schauen müssen, welche Potenziale wir im Land haben und wie wir diese besser heben können. Dem widmen sich zwei weitere Texte: Der eine blickt auf die Instrumente der arbeitsorientierten Grundbildung und des zweiten Bildungswegs, den wir zu einer „Schule für Erwachsene“ weiterentwickeln wollen. Der andere zeigt die Bedeutung von Weiterbildungsberatung auf, die eine wichtige Lotsenfunktion auf dem Weg der Aus- und
Weiterbildung zur Fachkraft und in den Arbeitsmarkt erfüllt.
Ich wünsche Ihnen wieder eine anregende Lektüre.
Dr. Tobias Diemer
Direktor des Volkshochschulverbandes Baden-Württemberg